Übersicht über die aktuelle Lage

Lageübersicht Biene

30 Millionen Jahre erfolgreiche natürliche Evolution
Das Wildtier Biene hat 30 Millionen Jahre Umweltveränderungen und Seuchen erfolgreich überlebt. Schwache Rassen sind eingegangen, starke konnten sich vermehren. Das ist das Prinzip der natürlichen Selektion – hart aber nachhaltig.

Wo steht die Biene heute?
In der Schweiz gibt es praktisch nur noch domestizierte, durch Imker betreute Bienenvölker. Siedelt sich ein Schwarm zufällig trotzdem wild an, wird dieser durch Imker und Bieneninspektoren als potentieller Seuchenherd vernichtet.
Die wild lebende Honigbiene ist in der Schweiz praktisch ausgestorben. Hauptgründe sind die intensive Landwirtschaft, der Mangel an Nistplätzen (alte Baumbestände) und die moderne Bienenzucht, welche die natürliche Selektion verhindert. In nur ein paar Jahrzehnten hat der Mensch die Bienenevolution weitestgehend ausgeschaltet.
Der Vergleich zwischen gängiger Imkerei und natürlicher Lebensweise eines Bienenvolkes offenbart Kompromisse zulasten einer artgerechten Tierhaltung und zugunsten von Honigertrag und Imkerkomfort. Um die Honigernte sicherzustellen, werden u.a. ausgeklügelte Techniken zur Unterdrückung des Schwarm- bzw. Fortpflanzungstriebes angewendet, welche der Kastration eines Volkes gleichkommen. Folgenschwere Kettenreaktionen müssen wiederum mit widernatürlichen Eingriffen bekämpft werden. So entstehen gezüchtete und infolge Symptombekämpfung geschwächte Bienenvölker, die in der freien Natur nicht mehr überlebensfähig sind. Das aktuelle Bienensterben ist zu einem grossen Anteil das ersichtliche Resultat einer verbreiteten, intensiven Tierhaltung. Mit den in China bereits laufenden Versuchen zur manuellen Bestäubung von Obstbäumen werden schlimmste Befürchtungen Realität. Selbst die Elimination sämtlicher Umweltbelastungen wie z.B. das Vermeiden von Pflanzenschutzmitteln würde die aktuellen Probleme ohne eine grundlegende Änderung des Imkerhandwerks nicht lösen.

Forschung und Gesetz
Die Tierseuchenverordnung des Bundes verpflichtet uns Imker, unsere Bienen bei den kantonalen Behörden registrieren zu lassen. Imker haben die Pflicht, ihre Bienen ordnungsgemäss zu warten, zu pflegen und gesund zu erhalten. Die Bienen dürfen keiner Gefährdung durch Tierseuchen ausgesetzt werden. Der Ausbruch von Seuchen oder seuchenverdächtigen Erscheinungen ist unverzüglich zu melden.
Was eine ordnungsgemässe Wartung und was eine Seuche ist, wird durch das Zentrum für Bienenforschung (eidg. Forschungsanstalt Agroscope) in enger Zusammenarbeit mit dem Dachverband der schweizerischen Bienenzüchtervereine (apisuisse) definiert.
Bienenforschung und Verbandsarbeit sind hauptsächlich auf eine kurzfristig ertragsoptimierte Honigwirtschaft ausgerichtet. Es gibt kaum Fachexperten und Imker, die praktische Erfahrung mit naturnah gehaltenen Bienenvölkern haben. Als tragische Folge ergeben sich limitierte, einseitige Forschungsresultate. Eine langfristige und auf die Erhaltung des natürlichen Gleichgewichts ausgerichtete Bienenforschung käme zu ganz anderen Einsichten.
So empfehlen die kantonalen Bieneninspektorate uns Imkern jährlich, unsere Bienenvölker mit Ameisen- und Oxalsäure gegen die berüchtigte Varroamilbe zu behandeln (die Milbe wird für das aktuelle Bienensterben verantwortlich gemacht). Die eigentliche Ursache für das ungehemmte Verbreiten der Varroamilbe, also die Schwarmtriebverhinderung, wird nicht erwähnt. Die Behörden verschweigen die wissenschaftlich erwiesenen Nebenwirkungen der Behandlung. Bei artgerechter Haltung kann man auch heute noch ohne Einsatz solch aggressiver Mittel erfolgreich imkern. Das beweisen wir mit unseren naturnahen Imkereien.
Es laufen bereits Feldversuche im Berner Seeland, wo die eidg. Forschungsanstalt flächendeckende Säure-Zwangsbehandlungen verordnet. Ein naturnahes Imkern wird so verunmöglicht und voraussichtlich in Kürze kriminalisiert. Mit derselben Argumentationsgrundlage kämpfen die Behörden auch gegen eine allfällige Wiederansiedelung wilder Honigbienen an, obwohl die natürliche Selektion langfristig betrachtet optimale Voraussetzungen für das Überleben der Spezies schafft. Das Bundesamt für Veterinärwesen verhindert eine Wiederansiedelung der Biene, geht aber nicht auf die Frage ein, warum man heute zwar Vogelnistkästen, Hornissenkästen und sogenannte Wildbienenhotels, nicht aber Brutkästen für die Honigbiene in der Natur verbreiten darf.

Fazit
Die Bienenhaltung muss fundamental überarbeitet werden. Die konventionelle Imkerei sichert den Honigertrag und schafft damit das Anreizsystem für Imker, überhaupt Bienen halten zu wollen. Jeder Imker soll neben der Ertragsimkerei einen gewissen Prozentsatz seines Bestandes naturnah betreiben. Zudem müssen Bienenvölker wieder in der Natur angesiedelt werden. Das schafft umgehend und praktisch ohne Aufwände ein schweizweites Netz natürlicher Bienenvölker und schaltet damit die unterbrochene, 30 Millionen jährige Evolution wieder ein. Die Imkerei darf nicht professionalisiert und zentralisiert werden. Im Gegenteil, Liberalisierung und Dezentralisierung sind gefordert! Ein jeder soll Bienen halten können, was eine optimale und flächendeckende Bienendichte ergibt. Je unprofessioneller die Bienenhaltung, umso lebendiger spielt die natürliche Selektion!